Kriminalprävention, urbane Sicherheit und Schutz Kritischer Infrastrukturen

Beim Besuch der protekt 2025 in Leipzig wurde für mich sehr deutlich, wie umfassend und miteinander verknüpft moderne Sicherheitssysteme inzwischen sein müssen. Versorgung, Digitalisierung, urbane Räume, Behördenstrukturen – all diese Bereiche greifen ineinander, und genau darin liegen sowohl die Chancen als auch die Verwundbarkeiten unserer kritischen Infrastrukturen. In vielen Gesprächen zeigte sich, dass Sicherheit nicht als Einzelmaßnahme gedacht werden darf, sondern als Prozess, der ständig überprüft, geübt und weiterentwickelt werden muss.

Urbane Sicherheit – ein Zusammenspiel von Prävention, Struktur und gelebter Praxis

Besonders prägend war für mich der Workshop Kriminalprävention und Urbane Sicherheit im Kontext Kritischer Infrastrukturen. Dort wurde sehr klar herausgearbeitet, wie entscheidend es ist, Bedrohungen nicht erst dann zu betrachten, wenn sie eintreten. Im Beratungsalltag erlebe ich häufig, dass Risiken zwar bekannt sind, Maßnahmen jedoch erst entstehen, wenn der Druck steigt. Der Workshop bestätigte meine Erfahrung: Erfolgreiche Prävention beginnt vorher – beim Denken in Angriffslogiken und Schwachstellen.

Was mich besonders angesprochen hat:

  • Überwachung ist nur wertvoll, wenn sie ausgewertet wird.
  • Risikoanalyse braucht Zahlen und Szenarien, nicht Bauchgefühl.
  • Einsatzorganisation muss Klarheit schaffen, nicht Komplexität.
  • Kommunikationsketten sind im Ereignisfall oft wichtiger als Sensorik.

Ein urbanes Sicherheitskonzept ist deshalb mehr als ein Maßnahmenkatalog – es ist ein Netzwerk, das im Ernstfall funktionieren muss wie ein Körper, in dem jedes Organ weiß, was zu tun ist.

Das Beispiel Umspannwerk

Die Analyse eines Umspannwerks hat diese Zusammenhänge sehr greifbar gemacht – ein Objekt, das in der Praxis eines Sicherheitsberaters immer wieder begegnet. Dabei zeigt sich regelmäßig, wie unterschiedlich Verantwortliche Technik, Prozesse und organisatorische Disziplin gewichten. Manche vertrauen auf robuste Perimetersysteme, andere setzen vorrangig auf Cybersecurity, wieder andere bauen vor allem auf organisatorische Zugangsregeln. Erst die Verbindung dieser Elemente erzeugt ein Schutzsystem, das nicht nur unter Idealbedingungen funktioniert, sondern auch Belastungen standhält.

Die wichtigsten Punkte, die ich auch aus meiner Arbeit kenne:

  • Ein Zaun ist nur ein Zaun – ohne Kontrollmechanismen nicht viel mehr.
  • Videobilder sind wertlos, wenn niemand sie bewertet.
  • Zutrittssysteme wirken nur, wenn sie auch gelebt werden.
  • Cybersecurity braucht Pflege, nicht nur Implementierung.

In Leipzig wurde damit sehr klar: Einzelmaßnahmen schützen nicht. Vernetzung schützt.Und genau das spiegelt meinen Berufsalltag – Widerstand entsteht, wenn Systeme zusammenarbeiten, nicht wenn sie nur technisch vorhanden sind.

Gesetzliche Entwicklungen – endlich klare Linien

Spannend und für meinen Beratungsalltag relevant waren die intensiven Diskussionen rund um NIS2, den Cyber Resilience Act und das kommende KRITIS-Dachgesetz. Ich sehe darin einen Wendepunkt.

Lange Zeit waren Sicherheitsstandards oft Empfehlungscharakter – abhängig von Budget, Risikobewusstsein und Unternehmenskultur. Künftig müssen Betreiber nicht nur wollen, sondern beweisen können, dass sie sicher aufgestellt sind. Für mich bedeutet das: weniger Diskussion über Ob, mehr Fokus auf Wie.

Und ja – das wird viele Organisationen fordern. Aber es wird Qualität erzeugen.

Besonders wichtig finde ich:

  • Sicherheit wird messbar und prüfbar.
  • Verbindliche Prozesse ersetzen lose Zuständigkeiten.
  • Lieferketten werden kontrollierbarer, IT-Updates unvermeidlich.

Ein Schritt, der aus meiner Sicht längst überfällig war.

Zusammenarbeit statt Alleingang

Besonders eindrücklich empfand ich das gemeinsame Panel von BBK, BSI und THW. Für mich war dort spürbar: Behörden rücken enger zusammen, und dieser Schritt ist notwendig. In vielen Projekten sehe ich – oft aus der Distanz – wie reibungsintensiv Informationsaustausch sein kann.

Ein Satz, den ich gedanklich mitgenommen habe:

Sicherheit entsteht nicht durch Kompetenz einzelner Stellen, sondern durch die Verfügbarkeit dieser Kompetenz im Ereignisfall.

Gemeinsame Lagebilder, standardisierte Meldewege, abgestimmte Krisenführung – all das wurde klar als Ziel ausgegeben. Ein Weg, den ich als Berater sehr begrüße.

Kliniken als Lernfeld – Stress zeigt die Wahrheit

Besonders beeindruckt haben mich der Praxisbericht des städtischen Klinikums Dresden. Gezielte IT-Ausfalltests – unangekündigt, realistisch, störend. Genau die Art von Übungen, die in Unternehmen häufig abgelehnt werden, weil sie Aufwand erzeugen. Gleichzeitig erzeugen sie das, was Papier nie leisten kann: echte Reaktion.

Ich kenne diese Dynamik gut – die Theorie läuft sauber, die Realität stolpert manchmal. Und genau in dieser Reibung entsteht Lernzuwachs. Simulationstools, wie sie vorgestellt wurden, sind hierbei eine logische Weiterentwicklung. Ich sehe sie zukünftig an vielen Stellen im Einsatz – nicht nur im Gesundheitswesen.

Was ich aus Leipzig mitnehme

Aus Sicht meiner Praxis verdichte ich die protekt 2025 in sechs Punkten:

  • Sicherheit entsteht im Verbund – Mensch, Technik, Struktur.
  • Städte sind sensible Knoten – lokal gestört, global spürbar.
  • Regulierung schafft künftig Mindestniveau statt Wahlmöglichkeit.
  • Reale Übungen entlarven Schwächen, bevor sie schaden.
  • Technik verschafft Zeit – Kommunikation entscheidet über Erfolg.